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Käppchenmorchel - Morchella semilibera

Käppchenmorchel (Morchella semilibera) – auch Halbfreie Morchel genannt – ist ein essbarer Frühlingspilz aus der Familie der Morchelverwandten (Morchellaceae). Sie zählt zu den ersten Pilzen des Jahres und wird in der Küche wegen ihres feinen Aromas geschätzt – steht aber oft im Schatten ihrer größeren Verwandten wie der Spitz- oder Speisemorchel.


1. Merkmale

Hut:

  • Länge 2–4 cm, kegelförmig bis glockenartig

  • Dunkelbraun bis gelbbraun, wabenartig mit tiefen Gruben

  • Typisch: Der Hut ist nur oben mit dem Stiel verbunden, daher „halbfrei“

Stiel:

  • Hell, hohl, zylindrisch oder leicht gebogen

  • 3–7 cm lang

  • Oberfläche oft fein gefältelt oder leicht mehlig

Fleisch:

  • Dünnwandig, spröde, komplett hohl – von der Hutspitze bis zum Stielende

  • Weißlich bis blass cremefarben

Geruch & Geschmack:

  • Unauffällig bis leicht pilzig im Rohzustand

  • Nach dem Garen fein nussig und aromatisch


2. Lebensraum und Vorkommen

  • Frühjahrspilz: Hauptsaison von März bis Juni

  • Liebt feuchte Laubwälder, besonders in der Nähe von Eschen, Pappeln und Obstbäumen

  • Oft in Auwäldern, Bachnähe oder humusreichen Waldrändern

  • Auch in Parks, an Hecken möglich

  • Häufiger als andere Morcheln, aber leicht zu übersehen


3. Verwechslungsmöglichkeiten

  • Spitzmorchel (Morchella elata): Stärker mit dem Stiel verwachsener Hut

  • Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta): Sehr giftig! Unregelmäßig geformter, hirnartiger Hut (nie wabenartig!)

Achtung: Verwechslung mit Giftpilzen möglich – nur sicher bestimmen und nie roh verzehren!


4. Verwendung in der Küche

Nur gegart verwenden – roh sind alle Morcheln giftig wegen hitzeempfindlicher Toxine (z. B. Hydrazin-Derivate).

Küche:

  • Kurz angebraten oder in Sahnesaucen, Pasta, Risotto, Wildgerichten

  • Auch hervorragend zum Trocknen geeignet – das Aroma intensiviert sich dabei

  • Vor dem Kochen gut reinigen – Insekten und Erde verbergen sich oft in den Kammern oder dem hohlen Stiel


5. Besonderheiten & Wissenswertes

  • Gehört zur Gattung Morchella, die viele schwer unterscheidbare Arten umfasst

  • Wird in der Literatur auch als Morchella gigas var. semilibera geführt

  • In der Schweiz und vielen Regionen nicht geschützt, trotzdem mit Respekt ernten


Fazit:

Die Käppchenmorchel ist ein wertvoller, oft unterschätzter Wildpilz mit typischem Wabenmuster und hohem kulinarischem Wert. Sie braucht ein geübtes Auge. In der Frühlingsküche ein echter Schatz – besonders in Verbindung mit frischen Kräutern, jungem Spinat oder Bärlauch.

Die Käppchenmorchel Morchella semilibera
Die Käppchenmorchel Morchella semilibera